Kirchthanner Biohof: Auf kürzestem Weg übers Internet

Postau. „Endlich mal die Sau rauslassen!“ dachte sich Wirtschafts-Wichtel Elfo als er sich auf den Weg zum Kirchthanner Biohof machte. Doch da hätte er sich von Familie Mühlbauer dann doch etwas Ärger eingehandelt. Naja, schließlich ist Elfo ein braver Wichtel und kein Kobold! Der Blick hinter die Kulissen überraschte ihn aber doch sehr. In der ländlichen Idylle versteckt sich ein innovatives Online-Business, bei dem Herz und Verstand mutig vereint wurden.

Mühlbauer und Landwirtschaft – zwei Begriffe, die tatsächlich seit der ersten urkundlichen Erwähnung 1426 zusammen gehören. Mühlbauer und Bio – auch das ist mittlerweile eine Einheit, denn 2015 orientierte man sich neu und hat diesen Schritt hin zur ökologischen Schweinefleischerzeugung keinesfalls bereut. Neu ist seit August nun auch die Direkt- und Online-Vermarktung. Der Kirchthanner Biohof in Postau zwischen Landau und Dingolfing kümmert sich seit jeher um Schweine. Dabei liebäugelte der Zucht- und Mastbetrieb schon länger mit diesem Schritt der Umstellung auf „Bio“; Alois Mühlbauer schrieb sogar seine Facharbeit zu diesem Prozess. Letztlich war mit die politische Situation ausschlaggebend. Die Rahmenbedingungen warfen die Frage auf: Wenn nicht jetzt, wann dann? Bis dahin lag der Fokus vermehrt bei der Zucht. Mit der Neuausrichtung einher ging auch die Entwicklung hin zu einem geschlossenen System. Auf dem Hof kommen die Tiere auf die Welt und bleiben hier, bis sie geschlachtet werden. Der Naturlandbetrieb sorgt für ein stressfreies Leben und Ableben der Schweine. Rund 50 Muttersauen verbringen ihren Alltag unter anderem auch auf der Weide im Freien. Ferkel in sämtlichen Größen sind es rund 500 Stück, die ebenfalls auf der Terrasse Frischluft schnuppern können. Der Kirchthanner Hof ist ein Familienbetrieb; seit der Direktvermarktung noch mehr denn je. Diese Entscheidung fiel im Winter 2020 und erhielt durch die Corona-Pandemie sozusagen nochmals Rückenwind. Im August war es so weit und die ersten Online-Bestellungen konnten verbucht werden. „Wir sind kein Hofladen“, so betont Regina Mühlbauer. Wer Fleisch erwerben möchte, meldet dies über das Internet an. Hier hat man die Wahl, ob man ein fertig zusammengestelltes Paket ordert oder die Ware gezielt auswählt. Die Abholung erfolgt am Freitag von 14 bis 18 Uhr. Wer selbst vor fährt, erhält Rabatt und die Möglichkeit, den ein oder anderen Blick auf die Tiere zu werfen. Gerade bei Kindern sehr beliebt, aber auch so mancher Erwachsene staunte etwa schon darüber, wie groß so ein Muttertier werden kann.
Familie Mühlbauer setzt weitestgehend auf geschlossene Systeme und unkomplizierte Wege. So wird das Futter auf den eigenen Feldern produziert, sogar Soja; garantiert gentechnikfrei und auf kurzen Wegen. Der Verkauf erfolgt vor der Schlachtung. Der Käufer hat so garantiert frischestes Fleisch. Deshalb muss die Bestellung bis Sonntag 18 Uhr vorliegen, so weiß Familie Mühlbauer, wie viele Tiere am Montagmorgen zum Metzger kommen. Unmittelbar werden die Päckchen vorbereitet. Neben der Hof-Abholung steht der Posttransport zur Auswahl. Dann kommt das Fleisch versandkostenfrei in Kühlpaketen beim Kunden an.

Das Konzept geht auf. Denn wöchentlich wird die Nachfrage größer, Indiz dafür, dass tatsächlich viele Verbraucher Wert auf
hochwertiges Fleisch legen und nicht nur bereit sind, dafür entsprechenden Preis zu bezahlen, sondern zudem den Einkauf vor Ort selbst tätigen. Denn etwa zwei Drittel werden direkt abgeholt. Ansonsten wird das Fleisch in styroporfreier Verpackung geliefert. Lange suchte man nach einer Alternative und fand sie in Hanfmatten. Diese sind eigentlich zu schade, um sie zu entsorgen. Das weiß auch so mancher findige Verbraucher, der sie als Einstreu für die Haustiere, Mulch für die Sträucher oder Grundlage für Kresseansaat verwendet. Lediglich für den Vakuumbeutel fand man bisher noch keinen Ersatz, der genau so hygienisch wäre.
Tatkräftig unterstütz wird das Ehepaar bereits von Tochter Katharina, die den eingeschlagenen Weg nicht nur mitträgt, sondern auch
maßgeblich voran bringt. Sie studiert momentan Landwirtschaft in Weihenstephan und war auch Triebfeder für die Direktvermarktung als langfristiges Standbein. Obwohl die beiden Frauen mit dem Management des Verkaufs ohnehin schon gut beschäftigt sind, setzten sie bereits weitere Innovationen sehr erfolgreich um. Denn in der Küche zubereitete Burger-Patties, Bolognese-Soße oder Cevapcici erfreuen sich großer Beliebtheit. Gerne würde man auch Wurst anbieten. Doch hier ist bisher die Suche nach einem Metzger, der sich einer Bio-Kontrolle unterziehen würde, noch nicht erfolgreich verlaufen. Aber, auch in dieser Hinsicht ist man zuversichtlich, ebenfalls noch den entsprechenden Partner zu finden.

Wer beim 11. Türchen gewinnt, der hat wirklich Schwein gehabt. Denn die Steuerkanzlei Ecovis aus Dingolfing sponsert ein Kirchthanner Gourmetpaket im Wert von 87,– Euro. Elfo drückt die Daumen!

Foto: Familie Mühlbauer

Hier kommen Sie zur Website des Kirchthanner Biohofs

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